Viral Marketing ist keine Lehre, sondern nur die Konsequenz aus guter Kommunikation. Wir glauben, dass die Ära der Unterbrecher vorbei ist und wir Medien und Kommunikationswege brauchen,
die Menschen wirklich sehen, hören und erfahren wollen. Dieses Blog erzählt Geschichten über solche Kommunikation und ein wenig über uns. DSG.
Am Freitag den 18.09.2009 trat anlässlich des Wahlkampfes die Kanzlerin Angela Merkel in Hamburg auf dem Gänsemarkt auf. Im Vorfelde formierten sich eine Masse von Leuten zu einem Flashmob.
Aber der Reihe nach: Die Geschichte begann in dem ein gewisser „spanier“ ein Bild auf flickr hochgeladen hat auf dem ein mit Filzstift beschmiertes CDU-Plakat zu sehen ist mit den hinzugefügten ironisch, flapsigen Worten „und alle so: „Yeaahh““ .
Hierauf wurden die Blogger René Walter (Nerdcore) und Johnny Häusler (Spreeblick) aufmerksam. Hierdurch angeregt ging dann das Bild durchs Netz. Johnny Häusler thematisiert das Bild erneut in seinem Blog und ruft dazu auf, in den Kommentaren den Witz hinter dem Satz zu erklären. Edgar Steiger schrieb in den Kommentaren „Gerne wäre ich morgen in Hamburg! Wer geht hin? Ein “Yeaahh”-Flashmob?“ Die Idee des Flashmobs war geboren und wurde rasch über Blogs, Twitter und Facebook verbreitet.
Auch ich war schnell von der Idee angetan und ging Freitagabend in Richtung Gänsemarkt. Bereitwillig Angela Merkel nach jedem vollendeten Satz oder Statement ein freundliches Yeaahh entgegen zu rufen. Endlich am Gänsemarkt angekommen, drängten sich schon die Menschen durch die Absperrungen. Hastig suchte ich einen freien Platz in der Menge, in der Hoffnung, einen Teil des Bildschirms sehen zu können. Ich war sehr überrascht wie viele Leute sich doch an einem Freitagabend zu dieser Kundgebung motivieren konnten. Natürlich ließ Frau Merkel auf sich warten und ich hatte mehr Zeit einen schönen Platz zu finden. In der Zeit wurde versucht, die Menge mit einer mehr oder weniger mittelmäßigen Coverband bei Laune zu halten.
Als schließlich die Kanzlerin die Bühne betrat und alle Floskeln ausgetauscht waren, schritt sie zu ihrer Rede und wurde nach ihrem ersten vollendeten Satz mit einem ersten freundlichen Yeaahh in Hamburg empfangen. Zugegeben ich war am Anfang noch ein wenig zögerlich, da ich auch nicht wirklich in der Nähe der Flashmobber stand, aber schnell von der Stimmung ermutigt, das Yeaahh mit voller Stimmengewalt über meine Lippen kommen zu lassen. Um dem Ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, wurden Sprechblasenschilder mit Yeaahh Aufschrift von einigen Flashmobb-Teilnehmern in die Höhe gestreckt.
Die Kanzlerin spulte, ganz unbeirrt, ihr Programm und langweilige, inhaltsleere Rede ab. Sie wirkte recht emotionslos und ein wenig gelangweilt. Wahlkampf sieht für mich anderes aus. Man stelle sich mal vor Frau Merkel hätte das Prodium betreten und hätte den Flashmob aufgegriffen und ihn gleich am Anfang thematisiert und vielleicht selbst einmal Yeaahh gerufen. Bei mir und sicherlich auch vielen anderen hätte sie hiermit einige Sympathien dazu gewinnen können.
Ein persönliches Highlight für mich war nicht die Rede, sondern die Reaktion derjenigen, die nichts von dem Flashmob wussten und sich inspirieren lassen haben und munter mitmachten. Ich werde nicht den älteren Herren, der weit über 75 gewesen sein muss, neben mir vergessen. Er entwickelte soviel Freude bei seinen Yeaahhs, dass er dies noch mit seinem Stofftaschentuchen fröhlich in der Luft wedelnd zu unterstützen versuchte.
Alles im allem eine schöne Geschichte, die die Bedeutung von Viralität und Kommunikation nur weiter unterstreicht und mit einem fetten Ausrufezeichen versieht!
…hat wohl die FDP Hamburg, oder die zuständige Agentur, oder beide.
Schlecht gemachtes Werbevideo gebastelt und damit Blogger bespammt. Autsch! Das reicht leider nicht für eine virale Verbreitung, geschweige denn für eine Empfehlung, sondern lediglich für schlechte PR. Irgendwie komisch, dass immer wieder die Liberalen in letzter Minute solche Patzer hinlegen.
Nachtrag: Das nächste Mal klappts vielleicht eher mit Themen die zum einen klassisch liberal sind und evtl. auch für Blogger relevant sind…z.B. Vorratsdatenspeicherung, etc.
Viral Marketing findet üblicherweise nicht im luftleeren Raum statt.
Manche Marken verlassen sich zwar exklusiv auf die Kraft der Weiterempfehlung, erfahrene Werber entscheiden sich jedoch häufiger dafür, integrierte Kampagnen aufzusetzen. Bei letzteren verstärken sich die Wirkungen von Virals und klassischen Werbetools im besten Fall gegenseitig. Es ist interessant, zu beobachten, wie und wann die viralen Instrumente eingesetzt werden sollten, um diesen Effekt zu erreichen:
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die besten Synergie-Effekte zu erreichen sind, wenn man den viralen Elementen einen Vorlauf von 2-3 Wochen lässt. Beim Buzz-Marketing kann dieser sogar 1-2 Monate betragen. Dies liegt darin begründet, dass die grosse Mehrzahl der „memetischen Auslöser“ hauptsächlich Neophile und frühe Adopter anspricht. Diese werden jedoch nur dann zu aktiven Weiterleitern, wenn sie das Gefühl haben, etwas „als Erster“ oder „exklusiv“ zu haben. Sobald der gleiche Inhalt z.B. in klassischer Werbung breitgetreten wird, hört ihre Weiterempfehlungsaktivität abrupt auf.
Basiert der virale Inhalt allerdings auf dem memtischen Auslöser „Mystizismus vs. Aufklärung“, kann es durchaus ratsam sein, die PR gleichzeitig mit dem Viral anlaufen zu lassen. Stellen Sie sich etwa vor, Sie streuen ein virales Video mit mysteriösem Inhalt und die Presse spekuliert gleichzeitig darüber, ob die gezeigte Szene ein Trick oder real ist… jeder, der den entsprechenden Artikel in der Zeitung liest, wird das Video sehen wollen, und jeder, der das Video gesehen und selbst darüber spekuliert hat, freut sich darüber, mehr Informationen aus der Presse zu bekommen. Klassische Werbung sollten Sie auch im genannten Beispiel jedoch tunlichst bis zur Auflösung des Sachverhalts vermeiden – sie würde die Spekulationen, welche den Charme der Kampagne ausmachen, ruinieren.
Viral Marketing arbeitet potenziell mit jeglichem Werbemedium zusammen. Die Herausforderung, Virals mit
zu kombinieren, sind jedoch jeweils unterschiedlich. Es hilft, im Hinterkopf zu behalten, dass VM-Kampagnen prinzipiell zwei Ziele verfolgen: Sie sollen den Konsumenten positiv beeinflussen (zum Markenkonsum „primen“ – siehe dazu die Einträge zu „Neurologie“ im Blog) und sich gleichsam durch freiwillige Weiterempfehlung vervielfältigen („memetisch wirksam sein“). Dies funktioniert nur, wenn man die neurologischen, psychologischen, memetischen und „markenbildlichen“ Faktoren aller in der Kampagne involvierten Instrumente ständig im Auge behält und „vom Erstkontakt mit der Botschaft bis zur Wiedererkennung der Marke am POS“ optimiert.