Haben die Firmen, die versuchen über Blogs Produkte zu vermarkten, eigentlich nicht aus Fällen, wie der Calvin Klein Kampagne gelernt?
Ist die Transparenz das einzige was zählt, um mit Blogs Erfolg zu haben oder gibt es auch andere Wege mit dieser Kommunikationsform erfolgreiche Markenkommunikation zu betreiben? Ich frage mich momentan nämlich, ob Authentizität und Transparenz wohlmöglich nebensächlich werden, wenn das Entertainment stimmt. Horst Schlämmer ist kein gutes Beispiel, weil er schon zuvor eine Kunstfigur war und über eine treue Fangemeinde verfügte, dennoch haben ihm die Leser des Schlämmerblogs das anfängliche untransparente Verhalten bezüglich Volkswagen verziehen, weil seine Clips die Leser respektive die Zuschauer dafür angemessen entschädigt haben.
Wenn man sich zurzeit auf einschlägigen Lawblogs herumtreibt, stößt man neuerdings auf die folgenden zwei Schreiber:
Zum einen gibt es da den Großbuden-N… (von den meisten als Großbuden-Nerd betitelt). Ein, nach eigener Auskunft, Rechtsanwalt einer deutschen Großkanzlei. Der GBN schreibt in einer Christian Kracht artigen, großkotzigen, Popliteraten Art. Eigentlich nie über Fachliches, sondern wie er selber sagt, über den täglichen high-potential Irrsinn. Dabei bleibt er stets oberflächlich, überheblich und zieht über untergeordnete Associates und Sekretärinnen her. Letztere haben es ihm besonders angetan…
Auf der anderen Seite haben wir die Paralegal . Eine Sekretärin à la Erin Bronchowic. Sie arbeitet nach eigenen Angaben auch in einer Kanzlei und übernimmt quasi den Gegenpart zum GBN. Der Paralegal entgehen keine Details was die rüden Umgangsformen von Rechtsanwälten mit ihres Gleichen untergeordneten Sekretärinnen angeht. Die Schwächen und sozialen Inkompetenzen dieser Berufsgruppe stellt sie wunderbar heraus und schafft quasi den Gegenpol zum Großbuden-Nerd.
Nun, ich persönlich lese den GBN lieber, weil ich seine anmaßende Art einfach unterhaltsam finde, aber das ist wohl wie immer eine Frage des Geschmacks und der Zielgruppe. Fragt sich nur noch, ob hier wirklich Zielgruppen angesprochen werden sollen, oder es sich wirklich um zwei authentische Personen handelt, die einfach gut und unterhaltsam schreiben können. Abwägig fände ich es jedenfalls nicht. Macht euch Euer eigenes Bild. Eure Meinung würde mich allerdings brennend interessieren…
Am 19. Juni 2007 um 08:23 Uhr
Wer sagt, der Paralegal sei weiblich?!
Am 19. Juni 2007 um 09:18 Uhr
@anonymus: Niemand. Hab ich einfach so anhand des Stils unterstellt. Aber Recht hast du, da kann man sich nie sicher sein…
Am 19. Juni 2007 um 10:27 Uhr
Vielleicht ist das ja wie bei der Comedy. Hier gilt die Regel: Je sensibler der Witz-Bereich (gesellschaftliche Minderheiten usw.) desto besser muss der Witz sein.
Beim Blogging gilt vielleicht: Je größer der Fake, desto höher muss der Entertainment-Faktor sein. 😉
Nein im Ernst: Wenn ich unterhalten werden will, dann gehe ich ins Kino. Ich glaube Blogs leben von Ihrer Authentizität.
Am 19. Juni 2007 um 13:28 Uhr
@Thorsten: Das glaube ich grundsätzlich auch! Es finden sich auch genug Kommentare, die einen Fake verurteilen, auf der anderen Seite aber auch genug, denen es völlig egal ist, weil der Unterhaltungswert stimmt. Kann der Mehrwert der Unterhaltung die Authentizität toppen?
Wenn ich mich da mal nicht zu weit aus dem Fenster lehne 😉 … Schließlich habe ich dem/der/das Paralegal auch schon mit dem Sekretärinnen Status herabgestuft. Ein Paralegal ist wohl mehr als eine Sekretärin, aber auch kein wirklicher Anwalt.
Am 19. Juni 2007 um 13:30 Uhr
Viel diskutiert wird übrigens bei Udo Vetter vom Lawblog: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2007/06/14/noch-mehr-groskanzlei/#comments
Am 19. Juni 2007 um 22:04 Uhr
Das Blog ist echt, ich bin echt. Aber beides spielt keine Rolle. Alles ist nur Unterhaltung. Wenn ich über die (wahren) Details meiner Arbeit schreiben würde, würden die Leser schneller wegklicken, als Sie „claim“ sagen können. Authentizität spielt hier die gleiche Rolle wie in einem Spionageroman: Als Versatzstück interessant, darüber hinaus langweilig und überflüssig. Und für mich sogar gefährlich.
Ich habe mich allerdings schon mal gefragt, was die Nennung der Marken bei den Lesern bewirkt. Ist das positiv oder negativ für die Marke, was meinen Sie?
Den Paralegal habe ich übrigens auch für eine Frau gehalten. Der Ton macht’s. Den Ansatz dort finde ich sehr interessant, den Gestus aber zu weinerlich.
MfG
GBN
Am 20. Juni 2007 um 16:00 Uhr
Schwer zu sagen welchen Einfluss Sie auf Marken haben. Sie bedienen mit Ihrem Blog ja so ziemlich jedes Klischee, oder?! Insofern könnten Sie den ein oder anderen eingeschüchtert haben, was Ray-Ban Brillen angeht 😉
Am 20. Juni 2007 um 17:23 Uhr
Genau. Gin- und Whiskey-Diskussionen, Gucci und Prada, schöne Autochen, Lunches und Anzüge. Aber wo ist die holzverkleidete Lieblingsbar? Die kommt sicher noch. Ich frage mich, ob im Herbst eine neue Anwaltsserie startet? Nach „Ally McBeal“ und „Boston Legal“. Würde sie „Harry G. Frankfurt“ nennen. Falls ich irre, nehme ich alles zurück. Und beginne mein Jurastudium.
Am 23. Juni 2007 um 12:44 Uhr
Hello Christian, can u please invite me to joost?!
Thank You!!
Am 2. August 2007 um 02:13 Uhr
[…] In der juristischen Blogszene hat der Paralegal als Pendant zum GBN eine gewisse Bekanntheit erlangt. Er selbst sieht sich dem männnlichen Geschlecht zugehörig, doch schon früh meldeten sich Zweifler, die aufgrund seines in ihren Augen weinerlichen Schreibstils auf eine Frau hinter dem Blog geschlossen haben. […]